1. Kongress Ohel-Hachidusch / 10.5.2007

Jüdische Erneuerung in Europa

Vom 10.-13. Mai 2007 fand der erste Kongress von Ohel Hachidusch in Berlin statt, einer europäisch-jüdischen Initiative, die richtungsübergreifend einen Weg in die Moderne sucht.

Einen Ort, wo Juden und Jüdinnen "einfach nur jüdisch sein" könnenhat die europäische Initiative Ohel Hachidusch am vergangenen Wochenende in der Stiftung Neue Synagoge Berlin - Centrum Judaicum für einige Tage geschaffen. Vom 10. bis 13. Mai 2007 fand dort der erste Kongress von Ohel Hachidusch statt, der unter dem Motto "Visionen - Erneuerung - Renewal" stand. Gemeinsam mit Rabbi Marcia Prager und Chasan Jack Kessler von der amerikanischen Organisation ALEPH - der Alliance for Jewish Renewal - haben die Berliner Schauspielerin und Kantorin Jalda Rebling und die Künstlerin Anna Adam einen bedeutenden Schritt für das deutsche, beziehungsweise europäische Judentum gewagt.

Trotz, und gerade aufgrund, der "eingefahrenen hierarchischen Strukturen" in den deutschen Gemeinden, haben sie die Initiative ergriffen und einen Raum geschaffen, in dem alle Juden, die keinen Zugang mehr, oder noch keinen Zugang zu den bestehenden Gemeinden haben, ihren Platz finden können. Sie bieten einen Ort für jüdische Visionen, für Kreativität, Diskussionen, Feste, Musik und Spiritualität. Kurz: einen Ort für IndividualistInnen. Dabei will Ohel Hachidusch jedoch keine neue Gemeinde gründen, sondern vielmehr in den Dialog treten mit den bereits bestehenden jüdischen Gemeinden und mit Limmud-Deutschland. 

Besonders in seiner Philosophie lehnt sich die richtungsübergreifende Initiative an die amerikanische Jewish Renewal Movement (die jüdische Erneuerungsbewegung) an. Ihr Weg zur Erneuerung im Judentum führt u.a. über eine zeitgemäße Exegese der jüdischen Schriften, sowie generell über neue Zugänge zur jüdischen Tradition, wobei auch Elemente der jüdischen Mystik und des Chassidismus eine bedeutende Rolle spielen. In diesem Zusammenhang setzt die Erneuerungs-Bewegung vor allem den, dem Judentum immanenten, stetigen Prozess des Wandels fort, den Rabbiner Zalman Schachter-Shalomi, der Begründer der Renewal Movement, mit dem so genannten "Paradigm Shift" bezeichnet hat. Was jedoch in den USA natürlich gewachsen ist, muss in Europa - aufgrund des Holocausts - erst "aus dem Nichts" erbaut werden, wie Jalda Rebling in ihrer Eröffnungsansprache erklärte. In diesem Zusammenhang stellte Rabbinerin Elisa Klapheck in einem Grußwort an Ohel Hachidusch zurecht die Frage, welcher Gestalt die jüdische Erneuerung in Europa sein kann, und was man aus den USA lernen kann. In einem waren sich sowohl die VeranstalterInnen wie auch die TeilnehmerInnen des Kongresses einig: Ziel und Zweck der jüdischen Erneuerung in Europa soll sein, Juden und Jüdinnen die Möglichkeit zur Rückkehr zum Judentum zu geben und die Freude im Judentum wiederzufinden. Schlicht "maximal Judaism" erleben und leben, wie Rabbinerin Marcia Prager in ihrer Eröffnungssession erklärte.

Ein Hauptmerkmal der Jewish Renewal Movement ist der "fully egalitarian way of Jewish life", in dem vor allem Männer und Frauen völlige Gleichberechtigung erfahren und auch diejenigen in die Gemeinschaft aufgenommen werden, die am Rande des Judentums stehen (wie beispielsweise die so genannten "Vaterjuden"). Diese und andere Themen wurden in kleineren Gesprächskreisen, aber auch in einer umfangreichen Auswahl an Workshops und Diskussionsrunden thematisiert. So gab es Diskussionsbeiträge zu "Mesekhet Bavli Ta'anit als ein Beispiel für einen feministischen Kommentar des Babylonischen Talmuds" von Prof Tal Ilan (FU Berlin), zu "Frauen und Tallit" mit Lilith Schlesinger (Berlin), zum Thema Ökologie (Eco-Kashrut) mit Lynn Feinberg aus Oslo sowie eine Diskussionsrunde unter der Leitung von Sandra Lustig (Berlin) zu ihrem neuen Buch "Turning the Kaleidoscope - Persepectives on European Jewry". 
Rabbinerin Marcia Prager aus Philadelphia und Chasan Jack Kessler, Direktor des ALEPH Cantorial Programs (Philadelphia, USA) gaben jeweils eine fundierte Einführung in "The Four Worlds of Jewish Renewal" und zu "Spiritual Singing and the Treasures of Traditional Nussach"

Seinen Höhepunkt fand der Kongress in der öffentlichen Hawdala (der Verabschiedung des Schabbat) am Samstagabend mit anschließendem Konzert. Neben Kantor Jack Kessler, in Begleitung von Michael Metzler (Percussion), standen erstmals alle drei Berliner Kantorinnen, Mimi Sheffer, Avital Gerstetter und Jalda Rebling gemeinsam auf der Bühne - im Festsaal des Cenrtum Judaicum, der ehemaligen Frauengalerie der Neuen Synagoge Berlin. 

Zum Kongress von Ohle Hachidusch haben sich Menschen aus Deutschland, Holland, Norwegen, den USA und anderen Orten zusammengefunden. Sie kamen aus Neugier oder weil der Zufall sie zu Ohel Hachidusch führte. So unterschiedlich die Lebensgeschichten der einzelnen TeilnehmerInnen auch waren, eines hatten sie gemeinsam: Bei Ohel Hachidusch haben sie Dinge gefunden, die sie im Judentum oder in ihren Gemeinden immer vermisst haben: Worte wie "Ich muss nur ich sein, niemand lähmt mich", "Komm und bring alles mit, was Du gelernt hast und was Dich ausmacht" oder "Ich bin Heim gekommen", spiegeln deutlich den Erfolg des Kongresses wider.

Dennoch gab es auch skeptische Stimmen: Fragen wie "Was soll in einer undefinierten Umgebung erneuert werden" oder "Wie soll Ohel Hachidusch langfristig tragfähig sein" wurden zu Recht gestellt. Nichtsdestotrotz hat Ohel Hachidusch ein Bewusstsein dafür geschaffen, dass das Judentum von seinen Menschen getragen und erhalten wird, dass man in Integrität miteinander leben und arbeiten muss, um zukünftig ein erneuertes Judentum in Europa etablieren zu können. So schrieb Rabbinerin Elisa Klapheck in ihrem Brief an die Initiative: "Es ist mein Traum, dass von Berlin die jüdische Erneuerung ausgeht."

Der Kongress wurde in Zusammenarbeit mit der Jüdischen Volkshochschule Berlin und der Synagoge Oranienburger Straße Bejt Or Berlin durchgeführt. 

Autorin: Sarah Ross für AVIVA-Berlin

Bericht von Rabbi Marcia Prager:

Philadelphia Rabbi Marcia Prager and Cantor Jack Kessler are invited to Berlin Germany for the Ohel HaChidush Conference: Inspiring a Renewal of German and European Jewish Spiritual Life

From May 10-13 in Berlin, Germany, a group of 50 Jewish men and women from Germany and diverse cities in Europe gathered at the famous Oranienburger Strasse Synagogue for the first international initiative of Ohel Hachidush: The Tent of Renewal: a new movement for Jewish learning, celebration, prayer and reclamation of Jewish Identity in Germany and Europe.

The event was organized in cooperation with the Berlin Jewish Adults Education and the Synagogue Oranienburger Strasse Bejt Or and their Rabbi Gesa Ederberg. Participants came from the Netherlands, Norway, Italy and all over Germany.

"Jews in Berlin need more opportunities for creativity and experimentation in their Jewish religious expression," said Cantor Jalda Rebling, who co-created this event with a dedicated group of Jewish teachers and activists influenced by the American Jewish renewal movement. That is why they invited leaders of the U.S. based movement to present a Thursday through Sunday teach-in and Shabbaton for Jews in Germany's capital.

Rabbi Marcia Prager and Cantor Jack Kessler of Philadelphia flew into Berlin to offer a taste of Jewish renewal and explore with conference participants what a uniquely European style of renewal might look like. Rabbi Prager and Cantor Kessler led a series of intensive workshops, a song-filled renewal-style Kabbalat Shabbat with Cantor Rebling, and co-led with Cantor Avital Gerstetter and Cantor Rebling in a traditional Shabbat morning service at the conference.

The Conference also included European teachers offering diverse workshops such as "Women and Talit" led by Lilith Schlesinger. Prof Ilan Tal of the Freie Universität Berlin gave a Talmud study on Masekhet Bavli Taanit as an example of feminist commentary on the Babylonian Talmud. Sandra Lustig discussed her book 'Turning the Kaleidoscope: New Perspectives on European Jewry' and Professor Susanne Zeller discussed new approaches to Jewish Social Work.

Said Cantor Rebling; "This conference supports Jewish renewal projects throughout Europe. Here in Berlin, for instance, Ohel HaChidush is becoming a place where young Jewish people and also their elders can come together to learn, sing, create, cook together, and share joy ands sorrow of our lives. Every Jew is welcome, especially those who cannot find their place in the traditional Jewish communities. Some who find a welcome at Ohel HaChidush are living in unusual family structures; some have had very few experiences in living as a Jew; some have a Jewish father but not a Jewish mother. All are looking for a space where they are accepted as they are."

An international network is growing and was represented at the conference. Participants from several European countries attended. ALEPH Alliance for Jewish Renewal rabbinical student Lynn Feinberg from Oslo, a co-creator of this group, came to the conference to teach Eco-Kashrut: an expansion of the traditional concept of keeping kosher that integrates an array of ecological concerns. German born Rabbi Elisa Klapheck, who is serving as rabbi in Amsterdam and is one of the renewal pioneers in Europe, wrote a moving opening address to the conference in which she called upon those who attended to "create our own way of renewal because of our unique German and European history."

Cantor Rebling, whose mother survived Auschwitz and Bergen-Belsen said: "Every European Jewish life story is a story of a broken family tradition. For many of us in the post-Shoa (Holocaust) generation, to be a Jew still means to be full of sorrow, pain and loss. Many Jews in Germany still have ambivalence and anxiety about creating new roots in this country. We wonder if it is possible to find new joy in being a Jew in Germany or in Europe.

Learning, spirituality, good music and good food certainly made the three days of the conference an event of joy, hope and creativity. This weekend brought Jews together, consolidated an international network, and made it obvious that the time for Jewish renewal in Europe has arrived.

At the close of Shabbat, a Havdala ceremony with about 100 participants became a special event because the three German female cantors of Germany, Avital Gerstetter, Jalda Rebling and Mimi Sheffer, came together in an unforgettable concert. Cantors Jalda Rebling and Jack Kessler also shared wonderful Sephardic music with the audience accompanied by the famous percussionist Michael Metzler.

Said Manja Pach from Deventer (Netherlands): "What an inspiring group! I never thought that I could find a place for me and my ideas. I am so happy that I came.

Rabbi Marcia Prager

Zweiten internationalen Ohel Hachidusch Kongress in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Centrum in Lund (Schweden) ein. /28.8.2008

2. Internationaler Ohel Hachidusch Kongress
28.8.2008- 31.8.2008 in Lund / Schweden 

Agenda

Der Kongress findet vom 28.8. 2008 – 31.8. 2008 im Jüdischen Centrum in Lund statt. 

Als special guests erwarten wir:

Rabbi Elisa Klapheck
Rabbinerin von Bejt HaChidush in Amsterdam 
Rabbinerin des Egalitären Minjan Frankfurt/Main 

Rabbi Shawn Zevit, Philadelphia USA
Senior Consultant and the Director of Outreach and External Affairs for the Jewish Reconstructionist Federation
ALEPH- teacher
Together with Rabbi Marcia Prager and Hazzan Jack Kessler creater and leader of the Davvenen Leadership Training DLTI
www.rabbizevit.com 

Chasan Jalda Rebling Berlin
Initiatorin und spiritual leader of Ohel Hachidusch Berlin
www.ohel-hachidusch.org

Sonja Guentner, Vorsitzende Jüdische Liberale Gemeinde Köln
Gescher LaMassoret e.V. 
www.gescherlamassoret.de 

Prof. Roger Sages, Universität Lund

Janine Sages, Vorsitzende des JCL

Lynn Feinberg ALEPH rabbinical senior-student (Oslo)


2. Womens Shabaton am Schabbat Beha´alotchain Oslo brachte jüdische Frauen verschiedenster Richtungen zusammen
 

von Chasan Jalda Rebling

Pirkej Awot 1:1 ...macht einen Zaun um die Tora

Rabbiner Joav Melchior, Spross einer traditionsreichen orthodoxen skandinavischen Rabbinerfamilie übergab uns, Lynn Feinberg aus Oslo und mir Kantorin Jalda Rebling aus Berlin, mit guten Wünschen die Tora und lehrte uns: Die "Hutta" liegt auf einem Berg und braucht deshalb keinen Eruw. Der Berg ist der Eruw.

13 jüdische Frauen kamen vor Schabbatbeginn zur "Hutta" der Osloer Gemeinde. Das norwegische Sommerhaus der jüdischen Gemeinde ist seit den 20iger Jahren ein Paradies für Kinder und Erwachsene. Die Frauen, die in der Gemeinde aufgewachsen sind kennen und lieben sie.
Diesmal kam eine Tora mit uns, um Oneg Schabbat zu erleben, um "unsere Batterien für die Woche wieder aufzuladen" wie eine der Frauen es formulierte.

Der Schabbat im norwegischen Sommer hat 29 Stunden: viel Zeit zum gemeinsamen davvenen, Tora lernen, singen und Geschichten erzählen und Zeit mit sehr gutem koscheren Essen, Zeit für uns. Hawdala ist in der norwegischen Sommernacht erst um 1:20 Uhr.

Während der ausgiebigen Se´udat Schlischit diskutierten wir die Rolle der Frau in unserer Tradition und die verschiedenen Möglichkeiten unsere Ideen und Vorstellungen vom Leben als moderne Jüdinnen zu realisieren.
13 sehr verschiedene weibliche Lebensentwürfe von orthodox über conservative bis just jewish feierten zusammen Schabbat. Ein emesdiker Schabbes brachte uns Jüdinnen in der Vielfalt modernen jüdischen Lebens auf dem Berg zusammen. Wir öffneten unsere Grenzen innerhalb des Eruv.

Lynn Feinberg rabbincal-student im ALEPH-Programm initiierte und organisierte diesen 2. Womens-Shabaton. Gemeinsam hatten Lynn und ich ihn sorgfältig vorbereitet. Lynn entwickelte einen Siddur mit norwegischer Übersetzung. Viele der Frauen waren sehr dankbar dafür, denn sie haben vieles verstanden, was ihnen bisher verborgen war. Alle waren begeistert und wollen mehr miteinander und voneinander lernen: auf jeden Fall im nächsten Sommer wieder auf der "Hutta".

2. Womens Shabaton am Schabbat Beha´alotchain Oslo

2. Womens Shabaton am Schabbat Beha´alotchain Oslo brachte jüdische Frauen verschiedenster Richtungen zusammen
 

von Chasan Jalda Rebling

Pirkej Awot 1:1 ...macht einen Zaun um die Tora

Rabbiner Joav Melchior, Spross einer traditionsreichen orthodoxen skandinavischen Rabbinerfamilie übergab uns, Lynn Feinberg aus Oslo und mir Kantorin Jalda Rebling aus Berlin, mit guten Wünschen die Tora und lehrte uns: Die "Hutta" liegt auf einem Berg und braucht deshalb keinen Eruw. Der Berg ist der Eruw.

13 jüdische Frauen kamen vor Schabbatbeginn zur "Hutta" der Osloer Gemeinde. Das norwegische Sommerhaus der jüdischen Gemeinde ist seit den 20iger Jahren ein Paradies für Kinder und Erwachsene. Die Frauen, die in der Gemeinde aufgewachsen sind kennen und lieben sie.
Diesmal kam eine Tora mit uns, um Oneg Schabbat zu erleben, um "unsere Batterien für die Woche wieder aufzuladen" wie eine der Frauen es formulierte.

Der Schabbat im norwegischen Sommer hat 29 Stunden: viel Zeit zum gemeinsamen davvenen, Tora lernen, singen und Geschichten erzählen und Zeit mit sehr gutem koscheren Essen, Zeit für uns. Hawdala ist in der norwegischen Sommernacht erst um 1:20 Uhr.

Während der ausgiebigen Se´udat Schlischit diskutierten wir die Rolle der Frau in unserer Tradition und die verschiedenen Möglichkeiten unsere Ideen und Vorstellungen vom Leben als moderne Jüdinnen zu realisieren.
13 sehr verschiedene weibliche Lebensentwürfe von orthodox über conservative bis just jewish feierten zusammen Schabbat. Ein emesdiker Schabbes brachte uns Jüdinnen in der Vielfalt modernen jüdischen Lebens auf dem Berg zusammen. Wir öffneten unsere Grenzen innerhalb des Eruv.

Lynn Feinberg rabbincal-student im ALEPH-Programm initiierte und organisierte diesen 2. Womens-Shabaton. Gemeinsam hatten Lynn und ich ihn sorgfältig vorbereitet. Lynn entwickelte einen Siddur mit norwegischer Übersetzung. Viele der Frauen waren sehr dankbar dafür, denn sie haben vieles verstanden, was ihnen bisher verborgen war. Alle waren begeistert und wollen mehr miteinander und voneinander

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