Schabbes Mincha Lernen mit Rabbi Dr. Goldie Milgram / 27.8.2011 / 27. Aw 5771

Schabbes Mincha Lernen mit Rabbi Dr. Goldie Milgram

Am Samstag, den 27. August 2011 fand bei Ohel Hachidusch wieder ein ganz besonderes Highlight statt: wir konnten Rabbi Dr. Goldie Milgram aus den USA und ihren Mann Dr. Barry Bub als Gäste zu unserem SCHABBES MINCHA LERNEN begrüssen.
Rabbi Milgram wurde vom Reconstructionist Rabbinical College
ordiniert, erhielt eine Smicha von Rabbi Zalman Schachter-Shalomi, dem Gründer von Jewish Renewal und promovierte am New York Theological Seminary. Sie gründete und leitet Reclaiming Judaism Press und www.ReclaimingJudaism.org , eine Organisation, die u.a. neue Strategien entwickelt, um jüdische Rituale und Mitzwot lebendig zu halten. Rabbi Milgram schrieb mehrere Bücher zu diesem Thema. Es wurde ein spannendes und intensives Lernen für uns. Jonas begeisterter Bericht zeigt es:

Von seelischer und leiblicher Nahrung auf dem Gutshof. Rabbinerin Goldie Milgram zu Gast bei Ohel ha-Chiddusch
Gatow bei Berlin im Elul 5771 (2011). Ein metallisch grauer Himmel lastet schwer über dem Ort, den Feldern, dem Gut. Der Wind treibt schwere Regentropfen gegen die kleinen Fensterscheiben der Remise. Das Wetter weckt den Wunsch, im Haus zu bleiben – eine gute Zeit, sich zurückzuziehen und auf das Innere zu konzentrieren. Das haben wir gern getan, dank der Gastfreundschaft von Rita und Ulrich Reinicke, die den Gutshof an der Mühle in Gatow betreiben, und angeleitet von Rabbinerin Goldie Milgram, die mit ihrem Mann, Dr. Barry Bub, auf Einladung von Ohel ha-Chiddusch nach Berlin gekommen war.
R. Goldie Milgram ist bekannt dafür, durch die Welt zu reisen mit der Botschaft im Gepäck, daß die jüdische Tradition nicht nur eine riesige Bibliothek ist, die zur intellektuellen Auseinandersetzung einlädt. Sie hält vor allem ein wohl durchdachtes Set an Übungen und Handlungsanleitungen für eine praktische Spiritualität und ein zwischen Leib, Seele und Geist ausbalanciertes Leben bereit. Dr. Barry Bub ist Gestalttherapeut und gibt Workshops und Seminare darüber, wie man traumatisierten Menschen ganzheitlich helfen kann. Ganzheitlich bedeutet hier, daß eine solide therapeutische Arbeit der Ergänzung durch eine lebendige, traditionell fundierte Spiritualität bedarf und daß umgekehrt spirituelle Übungen allein nicht ausreichen würden, sondern professionell therapeutisch angeleitet werden sollten. Beides muß zusammenkommen, um nachhaltige Heilung zu ermöglichen. 
Um Heilung geht es insbesondere auch in der Zeit der Umkehr zwischen Rosch ha-Schanah und Yom Kippur wie auch im Elul, dem Monat vor dem Neujahr, in dem wir uns traditionell bereits auf diese Zeit vorbereiten. Die Tradition hilft uns, zunächst auszuloten, wo wir verletzt wurden und wo wir selbst zur Ursache belastender Erfahrung für andere geworden sind. In diesem Spannungsfeld zwischen Vergebung suchen und Vergebung zulassen eröffnet sich der Raum für einen Neuanfang. Das kostet einerseits unsere Überwindung, auf den anderen zuzugehen, wenn wir uns selbst als Quelle der Verletzung erkannt haben. Andererseits braucht es Offenheit, das Angebot eines Gegenübers anzunehmen, Streit beilzulegen und die eigene Verletztheit hinter sich zu lassen. 

Wie in anderen Lebenssituationen auch kann hier Gott selbst als Vorbild genommen werden; er hat es vorgemacht, so steht es schon in der Bibel. Ein beeindruckendes Beispiel ist sein Sinneswandel nach der großen Flut. Er übt Teschuwah, das heißt Umkehr auch im Sinne, eine neue Perspektive bzw. Haltung zu entwickeln; in dem Fall, nie wieder eine solche Welle der Zerstörung über die Erde kommen zu lassen (Genesis 8:21.22;9:12-16). Auch läßt er sich später nach dem Ausrutscher mit dem Goldenen Kalb von Moses dazu überreden, nicht das Volk preiszugeben, um sich aus den Nachkommen von Moses selbst ein neues zu schaffen. Er versucht es weiter mit demselben Israel (Exodus 32:7-14). So ist auch in bezug auf die Vergebung, der eine Umkehr vorausgehen muß, die Vorstellung der imitatio dei, der Nachahmung Gottes anwendbar, weil wir im Judentum – anders als in den beiden anderen monotheistischen Schwesterreligionen – die Freiheit haben, Gott als ein Wesen zu denken, das sich selbst entwickelt und verändert.  

Allerdings erweisen sich die Lehrer der jüdischen Tradition auch als tiefsinnige Psychologen, so sie sich sehr wohl bewußt sind, daß Versöhnungsbereitschaft und Offenheit auch ihre Grenzen haben – und zwar an der Gesundheit der eigenen Person. Sich vor notorisch fortgesetzter Verletzung durch einen anderen zu schützen, ist erlaubt, ja sogar geboten. Da ist die jüdische Tradition und Spiritualität ganz realistisch und gibt eher Anleitung, wie dieser Abstand gestaltet werden kann: für die Unversehrtheit des Betroffenen ist dann besonders wichtig, nicht selber in Gefühle von Abneigung oder gar Haß zu versinken und die Situation bewußt in die Hände des einen Gottes zu legen, der das Prinzip der Begegnung und Zuwendung überhaupt ist. 

Diesen thematischen Spannungsbogen eröffnete R. Goldie Milgram vor uns im rustikal gemütlichen Raum der Remise nicht in einem Vortrag, in dem sie uns ins Gespräch mit prominenten Stimmen aus der Tradition brachte – vom Talmud bis zum großen Rabbi Moses ben Maimon und zeitgenössischen Vertretern. In Übungen und Partnerarbeit regte sie uns auch dazu an, uns hineinzufühlen in die Situation, jemandem gegenüberzutreten und Teschuwah, die Umkehr und Hinwendung, den Perspektivenwechsel zu praktizieren. So erschloß sie uns die Tage der Umkehr, deren Bezeichnung als „ehrfurchtgebietende Tage“ allzu einseitig ist, als eine Quelle der Heilung von Verletzungen – ganz im Sinne von Jewish Renewal, der Bewegung zur jüdischen Erneuerung. Da die meisten Verletzungen in zwischenmenschlichen Beziehungen entstehen, sind auch diese Beziehungen der Ort, an dem sich Dissonanzen und Verknotungen wieder lösen müssen. Ein Stoßgebet zu Gott in der Synagoge reicht da nicht aus. Die Bitte um Vergebung vor Gott entfaltet ihre Wirkung am direktesten in der Begegnung mit dem menschlichen Gegenüber.   

„Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“, heißt es in der Bibel (Deuteron. 8:3), aber eben auch. Und da Ganzheitlichkeit Geist, Seele und Körper einschließt, saßen wir schließlich auch in der warm beleuchteten Bauernstube beieinander und genossen das Brot, den Wein und all die Leckereien, die viele von uns zusammengetragen hatten. Am reich gedeckten Tisch setzten wir unseren Erfahrungsaustausch fort, bis es Zeit war, sich wieder in den Regen hinauszuwagen und gestärkt in den Lebensalltag mit seinen Herausforderungen zurückzukehren.
Jona Kirchner

    
Photos courtesy of Dr. Barry Bub 

Öko-Kaschrut II: Unser Bio-Feld im Sommer 2011

  

Kaum zu glauben, was aus unseren Saatkörnern und Setzlingen vom Frühjahr geworden ist: 

    

  

   

    

      
Dank Ritas grünem Daumen, unserer eigenen Begeisterung und -last not least- Hilfe von oben hatten wir eine üppige Ernte. Genug für unsere Kidduschim, unseren privaten Gebrauch und zum Teilen. Unser Bio-Gemüse, für dessen Pflege und Wachstum wir verantwortlich waren, gehört in eine energiereiche spirituelle Sphäre. Ähnlich wie Hagafen und Challah.

An einem sonnigen Sommer-Wochenende gab es eine weitere Premiere auf dem Gutshof Gatow: wir buken Flammkuchen im Lehmbackofen und belegten ihn mit Schmand und unserem frisch geerntetem Gemüse.

   

Fotos: Anna Adam

Lag baOmer am 22.05.2011 und Öko-Kaschrut / 22.5.2011 / 18. Ijar 5771

Lag baOmer genossen wir wieder die Gastfreundschaft von Rita und Ulli Reinicke, den Gründern des Gatow Botanicums mit dem Garten der Weltreligionen. Und an diesem sonnigen Frühlingstag stimmte wieder alles: wir staunten über die Fülle der biblischen Pflanzen, die in wenigen Monaten gewachsen waren und entzündeten ein Feuer zu Ehren von Rabbi Schimon bar Yochai. Für unsere Kinder war das Holzfeuerchen natürlich ein Höhepunkt des Festes, besonders als wir Vollkornbrot am Spiess darin buken. Das Brot schmeckte allen natürlich köstlich. Abends beim Omerzählen wurde uns noch einmal so richtig die Vielfalt der Natur bewusst (Hod she b´Hod).
   
Aber das war noch nicht alles. Ohel Hachidusch konnte sich an diesem Tag einen Traum erfüllen: unter Ritas Anleitung dürfen wir ein Bio-Feld nach Öko-Kaschrut Richtlinien bepflanzen. Wir begannen mit Salat, Kartoffeln, Zucchini und Mangold. Unsere Kinder haben ihr eigenes Beet, um erste Erfahrungen im Pflanzen, Pflegen und Ernten zu sammeln.
   
        
Ohel Hachidusch hat schon immer Wert darauf gelegt, zum Kiddusch vegetarische Vollwertkost anzubieten. Nun kümmern wir uns aber auch um unser Gemüse vom Pflanzen bis zum Verzehr selbst. Keine Chemikalien, keine Pestizide, keine gen-modifizierten Pflanzen. Rita erzählte uns, dass es äusserst schwierig war, einige Körner einer genetisch unveränderten Maissorte aufzutreiben. Wir sind optimistisch, dass wir genügend Gemüse für unsere Kidduschim und auch den privaten Gebrauch unserer Mitglieder ernten können. So kultivieren wir nicht nur Pflanzen sondern auch Respekt vor der Natur und unseren Nahrungsmitteln. Es ist eine Möglichkeit in unserer unmittelbaren Umgebung einen sinnvollen Beitrag zu Tikkun Olam zu leisten. Wahrscheinlich ist das ein Teil der spirituellen Ökologie, die Rabbi Zalman Schachter-Schalomi meinte als er den Begriff "eco-kosher" schuf. 

Fotos: Anna Adam und Rita Reinicke

2. Sederabend 5771 / 20.4.2011 / 16. Nissan 5771

Am 2. Sederabend 2011 hat sich Ohel Hachidusch selbst übertroffen: 40 Gäste waren eigentlich unser Limit, es wurden durch kurzfristig angekündigte Gäste von ausserhalb fast 70, darunter über 20 Kinder. Daher ein ganz grosses Danke-schön an alle Mitglieder unseres bewährten Organisations-Einkauf-Koch-Deko-Teams unter der erfahrenen Leitung von Anna Adam und Gaby Nonhoff.

  
   
    

Es war ein berührendes Fest ohne Hektik. Kantorin Jalda Rebling führte uns sicher durch die Haggada, es wurde viel gesungen, gelernt und gut gegessen.

   
   
 

Und jeder hatte genügend Musse über seine persönlichen Engen und Wege in die Freiheit nachzudenken. Unsere cleveren Kinder fanden den Afikomen schnell, so dass wir den Abend zügig abschliessen konnten.
Die Fotos spiegeln die familiär-festliche Atmosphäre und die positive Energie im Raum. Wer sich auf Pessach einlassen wollte, konnte die Schönheit und Bedeutung des Festes an diesem Sederabend fühlen und "schmecken".

  

Wir danken allen Gästen, die hierfür offen waren und den vielen, die so engagiert bei der Gestaltung des Seders und auch beim Aufräumen geholfen haben. 

Fotos: Anna Adam, Brian Swarthout 

Tu biSchwat 5771 / 20.1.2011 / 15. Schwat 5771

Am 20. Januar 2011, dem 15. Schwat, feierten wir Tu biSchwat, das Neujahrsfest der Bäume. Wir waren zu Gast in der Remise des Botanicums Gatow mit seinem Garten der Weltreligionen. Vielen Dank für Eure Gastfreundschaft, liebe Rita und lieber Ulrich! Unsere Kinder säten Kürbiskerne,  pflanzten Märzenbecher und bentschten die Pflanzen  unter Jaldas Leitung. 

     
Wir alle hoffen, dass die Märzenbecher bald auch hier den Frühling einläuten werden und der Kürbis vielleicht schon zu Schawuot  in prächtigem Orange unsere Kiddusch-Tafel schmückt. 
Danach genossen wir einen Seder mit zahlreichen (biblischen) Früchten und leckeren vegetarischen Gerichten. Allen, die dazu beigetragen haben, danken wir herzlich. Wie immer haben wir viel gesungen, Geschichten passend zu Tu biSchwat erzählt und vorgelesen. Jalda war erst am Morgen aus den  USA zurückgekommen und bestellte viele liebe Grüsse aus  unserer Partnergemeinde Shir Tikvah in Troy, Michigan und  berichtete von der Ohalah Rabbiner- und Kantorenkonferenz in Boulder, Colorado. Von Jetlag war nichts zu spüren, stattdessen Begeisterung über die neuen Eindrücke und Freude über unser Fest.
         
Alles wurde abgerundet mit Chajims gehaltvoller Feuerzangenbowle, die auf dem skandinavischen Holzofen der Remise der richtigen Reife entgegenbruzzelte und mit einem leckeren Kinderpunsch aus Biosäften. 

      
     
Gegen Ende des Festes führte Rita dann noch die Kinder und einige von uns durch die Dunkelheit zu einer Birke, “um zu hören wie der Baum wächst.” Es war wieder ein besonderes Fest, in Augenhöhe mit und Respekt vor der Natur.

Pflanzenfreundschaften - Der Tu Bischwat-Kürbis und das Bitterkraut / Februar 2011 / Schwat 5771

Ein wahres Märchen von Rita Reinicke 

Es war noch tiefster Winter, Anfang Februar als unsere Kinder 4 Kürbissamen zu Tu Bischwat in einen Topf pflanzten. 
 
Die Samen reiften, 4 junge Pflanzen strebten zum Licht, wollten endlich in die Erde, raus in die Natur. Doch der Frost wütete stark dieses Frühjahr. So wurde es April, es blieb zu kalt. Anfang Mai sollte der grosse Tag sein. Von den 4 Jungpflanzen war nur noch eine einzige übrig geblieben, die anderen hatten die lange Zeit hinter dem Fensterglas nicht überstanden.
 
So wurde der junge Kürbis an einem sonnigen Frühlingsmorgen in die Erde gesetzt. Doch schon in derselbn Nacht kam der Winter zurück. Es drohte der Frost, der Kürbis fror sehr, seine Angst war gross. So rief er die Mächte der Mutter Erde zu Hilfe.
Der Morgen graute und der junge Kürbis lebte, nur 2 Blätter hatte er dem Frost geopfert.
Schon am nächsten Tag wuchs direkt neben dem glücklichen Kürbis ein Kraut heran. Es trägt den Namen MUTTER ALLER PFLANZEN. Die Artemisia nimmt Schmerzen und Angst, stärkt die Fruchtbarkeit und wärmt. Ihr alter Name Machtwurz bringt einen Hinweis auf ihre Stärke, denn sie ist eine sehr alte Zauberpflanze.
Dieses Kraut, welches so unscheinbar an vielen Wegen steht, schmeckt äusserst bitter, doch für Magen und Darm ist es eine Wohltat. Sein Name Beifuss zeigt uns wie hilfreich es für müde Wanderer ist.
Die wärmende Kraft des mächtigen Beifuss war es, die den jungen Kürbis rettete. Zum Dank dafür schmiegte sich der grösser werdende Kürbis an die Beifusspflanze und schenkte ihr seine wunderschönen sonnengelben Blüten. Aus einer besonders schönen Blüte reifte ein orangegelber Kürbis heran, der nun inmitten der stattlichen Beifusspflanze thronte. Zu Sukkot wurde er von Ben geerntet und leuchtete golden in unserer Sukkah.
    
      
Text: Rita Reinicke
Fotos: Anna Adam, Ruth Wiesenfeld

Lernfest für Lilith 2011 und eine ganz besondere Menora: / 5.2.2011 / Rosch Chodesch Adar 5771

Lernfest für Lilith 2011 und eine ganz besondere Menora:

Am 5. Februar 2011/ Rosch Chodesch Adar 5771 gestalteten wir ein Lernfest für Lilith, die uns allen so sehr fehlt. Da Lilith feierliche Reden nicht mochte, tauschten wir Erinnerungen an sie aus, sangen ihre Lieblings- Chants und erlebten sie auf Fotos und in den dazu gehörenden Geschichten. Zu allem genossen wir einen Wiener - Spezialitäten - Kiddusch, zu dem Liliths Cousine köstliche Wiener Patisserie und auch sonst viel wienerisches beitrug.

                                  
Lilith hatte eine tiefe emotionale Beziehung zu liturgischer Musik, in der ihr Lebensgefühl, ihre unbändige Lebenskraft aber auch ihre Trauer Ausdruck fand .Sie war ausserordentlich offen für andere Weltanschauungen und deren Werte. Daher sind wir sehr dankbar, dass enge Freundinnen Liliths aus dem Mantrachor ihre Lieder, Fotos Erlebnisse mit uns teilten. Alle Erinnerungen zeigten Liliths Offenheit, Lebensfreude, Toleranz, Humor, Kraft, charmantes Durchsetzungsvermögen und vor allem ihr grosses Herz, -eben Lillith. So bleibt sie bei Ohel Hachidusch präsent. 

   
                          
Was Lillith besonders gefallen würde: an diesem Abend wurde eine schöne, alte Menora aus Österreich -Ungarn in unsere Hände gegeben. Sie wurde uns von Frau Monika Wissel, die auch Lilith kannte, überreicht.   
Hier erzählt sie uns ihre Geschichte:

Die Geschichte der Menora
Die Menora gehörte Ingrid Ehlert geb. Fenichel (Jg 1926), ihr Vater hatte sie
aus Ungarn mitgebracht.
Ingrid Ehlerts Eltern hatten in Neukölln ein Geschäft für Theaterkostüme und
Asseccoires. Weil ihr Vater Jude war, musste die Mutter das Geschäft allein
weiterführen. Der Vater wurde bei der Post dienstverpflichtet.
Obwohl Ingrid Ehlert christlich getauft war, musste sie das Gymnasium 
verlassen und in einer Gasanstalt Kohlen schippen.
Aus den wenigen Erzählungen von ihr über die Zeit seit 1933 ist bekannt,
dass Teile ihrer Familie und Nachbarn deportiert wurden z.B. nach Riga.
Einigen Familienmitgliedern gelang es, in die USA zu emigrieren.
Ihre 4 Jahre jüngere Schwester heiratete einen Juden, wanderte 1954 in
die USA aus und lebt in einem jüdischen Umfeld, jetzt in San Francisco.
Ingrid hat 1949 Günter Ehlert standesamtlich geheiratet. Das Ehepaar
lebte bis zum September 2008 in ihrem Haus in Tempelhof und ist dann
in die Seniorenwohnanlage Rosenhof in Mariendorf umgezogen. 
Ingrid Ehlert ist dort zwei Monate später verstorben.
Günter Ehlert, inzwischen 93 Jahre alt, hat im Sinne seiner Frau die
Menora an eine aktive jüdische Gemeinde übergeben lassen.

Vielen Dank, lieber Herr Ehlert und liebe Frau Wissel, die Menora leuchtet nun auf all unseren Festen.
                      


Lernfest für Rabbiner Leo Trepp sel.A. / 5.12.2010 / 28. Kiskew 5771

Lernfest für Rabbiner Leo Trepp sel.A.

Am Sonntag, den 5. Dezember 2010, dem 4. Tag Chanukkah nahmen wir Abschied von Rabbiner  Leo Trepp sel. A. Er war und bleibt für viele von uns ein einfühlsamer und bedeutender Lehrer. Mit ein paar prägnanten Worten, einem Blick oder einer Geste brachte er ein Thema genau auf den Punkt.
Jalda, Anna, Channah, Chajim und viele andere teilten ihre Erinnerungen an den grossen Rabbiner mit uns. Ihre Erzählungen wurden von zustimmendem Kopfnicken und Lächeln begleitet, denn viele kannten ähnliche Situationen, in denen Rabbi Leo Trepp seine Botschaft mit Humor, Herzenswärme, Einfühlungsvermögen oder gerechter Empörung rübergebracht hatte.
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Channah fasst ihre Begegnungen so zusammen:

Wer war Leo?
Wie schreibt man etwas zu einem Menschen, über den schon so viel geschrieben und gesagt wurde, der Ehrentitel sammelte, viel Reden und Schriften ihm zur Ehre und seinem Wirken schon zu Lebzeiten entgegennahm?
Mein Versuch einer Erinnerung an Leo Trepp kann nur sehr persönlich ausfallen, weil ich das große Glück hatte, ihn privat kennenlernen zu dürfen
.
Seine Freundschaft gewann ich über mein Auto, das eine Sitzheizung hatte. Statt schnurstracks  zur Synagoge zu fahren, bat er mich  Unter den Linden lang zu fahren, was er sichtlich genoß- und wir erhielten eine Unterrichtstunde in jüdischer Geschichte.
In der Synagoge angekommen, verwandelte er in Sekunden Gottesdienstbesucher  zu einer konzentriert zuhörenden Betergemeinschaft. Jeder wird seine gewaltige, tiefe ruhige Stimme erinnern. Seine Drashot sind  noch in uns lebendig. Unvergessen und längst in den Ritus und das Verständnis eingegangen seine wunderbar klaren Belehrungen, Erklärungen.
Leo Trepp war eine sehr starke  Persönlichkeit, dessen Worte und Gedanken, Anstöße und Korrekturen bis ins Hier und Jetzt wirken. Leo war ein Lehreraus Berufung und von Beruf. Sein klischeeloses, modernes Denken hat viele Menschen nicht nur begeistert, sondern war  Impuls zum Umdenken und Hilfe und Anstoß neue Wege zu  gehen. Seine Offenheit und seine Freundlichkeit sollten uns  Vorbild bleiben. Er hat uns immer wieder  demonstriert wie man zwischen unterschiedlichen Meinungen, Praktiken und Schulen  Brücken schlagen kann.Und trotz allem Vergnügen an der Offenheit, blieb Leo Trepp seinen Grundsätzen  immer treu.   
Leo Trepp  war  so vielen  Menschen Orientierungshilfe  und konnte jedem, buchstäblich jedem ein tröstendes, hoffnungsvolles in erster Linie respektvolles Wort schenken.Leo Trepp  erkannte die Fähigkeiten eines jeden und ermutigte jeden von uns unbeirrt seinen Weg zu gehen.
 Zu seinen Gaben gehörte sein wunderbar leiser Humor. Ich habe niemals einen Witz auf Kosten anderer von ihm gehört.  So erklärt diese kleine Begegnung mit ihm mehr  wer  Leo Trepp war und wie er wirkt als alle Worte: Bei einem der letzten Begegnungen mit Leo Trepp saßen wir in einem Garten und ich sagte:
 „Leo, erinnerst Du Dich: als ich Euch mal zum Flughafen fuhr, hast Du uns mitten in dem Gedränge und Getöse des Check-ins gesegnet.“
 „ Und hat es was genützt?“  
Channah Arendt
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Marlis und Claudia hatten sich in das Buch "Dein Gott ist mein Gott" von L. Trepp und G. Wöbken-Ekert eingelesen und referierten über die Geschichte der Übertritte ins Judentum. Marlis hat die wichtigsten Punkte zu diesem Thema für uns zusammengefasst:

Der erste Teil des Buches gibt uns einen Einblick in unsere Geschichte.
Wir erfahren vom Weg unseres Vaters Abraham zum Ewigen und wie seine Persönlichkeit die Ethik des Judentums prägte. Abraham war Jude freier Wahl.
Wir hören vom Wachstum des Volkes und der Missionstätigkeit in der Zeit der nachbiblischen Antike.
Wir lernen, daß in der Zeit des Überganges von der Antike zum Mittelalter es zu einem großen Umbruch im Verhalten der Menschen zum Judentum kam.
Durch die Christianisierung kam es zu Erniedrigung, Verleumdung und brutaler Verfolgung des jüdischen Volkes. Trotz allem gab es auch zu dieser Zeit Übertritte.
Im Mittelalter beendeten die jüdischen Gemeinden auf Grund dieser Ereignisse ihre Missionstätigkeit.
Leo Trepp lehrt, daß die Haltung der mittelalterlichen jüdischen Gemeinden gegenüber den neuen Juden von Bedeutung ist, da sie weiterhin nachwirkt und heute noch das Judentum beeinflusst. 
Wir hören von der Zeit der Aufklärung bis hin zur dunkelsten Zeit unserer Geschichte. Das Leben in dieser Zeit war sehr unsicher und gefährlich geworden und gipfelte in der Shoa.
Auch in dieser Epoche gab es immer wieder Übertritte.
Wir lernen an Hand unserer Geschichte, das niemals seitens der Juden den anderen Religionen und deren Rechtsmäßigkeit vor Gott aberkannt wurde. 
Unsere Geschichte zeigt uns, dass sich in allen Epochen Nichtjuden aus eigenem freien Willen den Juden und ihrem Glauben trotz Erniedrigung und Lebensgefahr angeschlossen haben.

Der 2.Teil des Buches beschäftigt sich mit den Übertrittsmöglichkeiten zum Judentum  in der Gegenwart. Wir erfahren von den unterschiedlichen Haltungen gegenüber den Proselyten in den verschiedenen Strömungen des Judentums. Wir hören, dass Übertritte in Amerika viel einfacher sind als in Deutschland. Diese Schilderungen erfolgen alle völlig wertneutral.
Leo Trepp gibt aus rabbinischer Sicht den zukünftigen Juden freier Wahl, viele wichtige Hinweise für die Zeit der Vorbereitung und des Übertritts.

Im 3.Teil geben  Juden aus freier Wahl im Interview einen Einblick über ihren Weg zum Judentum  in Deutschland und den USA.

Leo Trepp lehrt uns,  jedem Juden freier Wahl und dem Ger Toschaw  völlige Liebe und Hochachtung entgegen zu bringen. Denn wie Abraham Ur seiner Sinnsuche wegen verlassen hat, verlassen diese Menschen auch ihre innere angeborene Heimat und kommen nach langer Zeit des Suchens zum Bund des Ewigen. Sie haben keinerlei Privilegien, nur das Privileg der Verantwortung. 
Marlis Ventur
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Danach sprach Kantorin Jalda zu Konversionen in der heutigen Zeit und es entstanden lebhafte Diskussionen.
Gegen 18 h folgte dann ein Maariwgebet und anschliessend entzündeten wir mit den Kindern das 5. Chanukkah-Licht. 
Zu allem gehörte natürlich gutes Essen.
Dieses Lernfest hätte Rabbiner Trepp bestimmt gefallen.

Offizieller Einzug an Schabbat Bereschit / 2. 10.2010 / 25. Tischri 5771

Am 2. Oktober/ 25. Tischri/ Schabbat Bereschit feierten wir nun unseren offiziellen Einzug gemeinsam mit Pfarrerin Werner und Mitgliedern ihrer Gemeinde mit einer Hawdala-Zeremonie, die von Kantorin Jalda Rebling geleitet wurde.

    

    

Ben (5 Jahre alt) half ihr begeistert. Sein Kommentar beim Betrachten der Fest-Fotos war: 

„Ich habe mich zum Glück nicht verbrannt. Ich finde es schön, dass ich miteingeladen war. Ich habe mich auf das Essen sehr gefreut und mochte es gerne. Wussten eigentlich alle, dass ich schon fünf bin? Ich fand es schön, dass ich die Kerze halten und die Zettel verteilen durfte. Ich habe mich gefreut, dass ich neue Gesichter gesehen habe. Ich fand es schön, dass alle da waren. Es waren schöne Engel. Das Fest und der ganze Raum waren sehr schön und liebevoll. Aber ich hatte Angst, dass das Zimmer abbrennt, als Jalda die Kerze im Wein gelöscht hat. Eigentlich war das Lied, das der Mann gesungen hat, ein trauriges Lied. Ich fand es schön, dass abends die ganze Familie unterwegs war". 

Danach brachten wir als sichtbares Zeichen unseres Einzugs Mesusoth an den Türpfosten aussen am Gemeindehaus und an unserem Raum an:

  

  

Die Mesusah an unserem Raum  (unteres Foto) ist eine handgefertigte Keramik von Chajim, die Naomi und Ruth darstellt. Lieber Chajim, wir danken Dir sehr, auch für alle guten Wünsche, Gedanken und Erinnerungen, die Du in Dein Werk eingearbeitet hast. 


Channah hat ihre Gedanken beim Anbringen der Mesusoth für uns aufgeschrieben:

Eine kleine, bunte Gruppe mit Menschen unterschiedlicher Religionen und  Herkunft zelebriert einen spirituellen  Ort der Begegnung. Die Vaterunser Gemeinde macht  Ohel hachidusch  nunmehr zum festen Zelt der Erneuerung.

Wir sind eingeladen und willkommen und bringen gemeinsam zum Zeichen  dieser Verbundenheit Mesusot an.

Sichtbar nach außen,  der Vorschrift entsprechend, bringen wir unsere erste am Eingang zum Gebäude draußen an. Alle singen Iwru, iwru bashearim panu derech ha am…und mit diesen starken Worten gehen wir durch das geöffnete Tor, die Treppe hinauf, und singend durch die offen stehende Tür in den Gemeindesaal, in dem wir unsere G’ttesdienst halten dürfen.

Die Mesusah, die wir  zum Saal anbringen, stellt Naomi und Ruth dar.

„Dringe nicht in mich dich zu verlassen, mich abzukehren von dir, denn wohin du gehst, gehe ich, und wo du weilst, weile ich; dein Volk ist mein Volk, dein Gott ist mein Gott.“ (Ruth 1;16)

Wie klug hat Chajim Grosser  das Motiv für diese Mesusah gewählt: die alte gebeutelte Naomi, die nach hause kommt und im Originaltext ein Geschrei auslöst durch ihre Rückkehr mit der jungen Frau anderen Glaubens.

Und die junge Ruth, die nicht von Naomi’s Seite weicht.

In der Vaterunser Gemeinde begegnen sich zwei Religionen - die Alte und die Junge- in Chessed, Agape, und Fürsorge in  einem Gottes Haus. Und wie ein Sinnbild dieser Verbindung wendet sich die Jüngere  in Fürsorge  dem Älteren zu. „Ein Ort ist, mit wem du bist“ (Berlin, 1996) schrieb Rabbiner Levinson.  Mehr noch:  in unserer bunten Gruppe, von Frau Pastorin Werner ankündigt, singt der gebürtige Inder Dhiraj Roy,  einen Lobgesang Gottes,  in Sanskrit aus den Upanishaden. Er ist Hindu und singt für uns von unser aller Schöpfer.

Wir beten singend. Das kann Mensch erst, wenn er Gott zuerst gehört hat.

Unser Vater,  Avinu, der Ewige,  unser Gott ruft uns an:  Schma, höre:

„Du sollst den Ewigen, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, deiner ganzen Seele und deiner ganzen Kraft…. Schreibe sie an die Pfosten deines Hauses und deiner Tore.“

(5. Buch Moses 6; 5+9)

Übersetzung aus: Siddur Schma Kolenu, Verlag Morascha Basel,2006, S. 54.


Die neuen Kontakte sind leise,zart und schüchtern.
Wir haben gemeinsam wirklich gefeiert:
Dein Gott ist mein Gott.  Vaterunser. Dein Volk ist mein Volk –


Danke allen Mitwirkenden.
(Die Upanishaden wurden ungefähr 1000 BCE. verfaßt.)

Channah Arendt Oktober 2010

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Ein wahres Sukkot-Märchen von Rita Reinicke: / Tischri 5771

Vom Zitronenbäumchen, das ein Etrogbaum sein wollte

In einem wunderschönen Garten, einem besonderen Garten, steht ein kleines Zitronenbäumchen; eigentlich ist es mehr ein kleiner Strauch.
vielleicht deshalb oder weil es eigentlich woanders stehen wollte, geschah etwas Merkwürdiges: Nicht die so stark duftenden Blüten, nein, die daraus entstehenden Früchte sollten das Wunder werden. Im Herbst, es war schon Mitte Oktober, entdeckte die Gärtnerin an diesem kleinen Strauch eine grasgrüne Frucht. Fast faustgross, etwas unförmig, einer Zitrone nicht sehr ähnlich, auch die Schale nicht glatt sondern eher gewellt. Dazu kommt eine andere Merkwürdigkeit: eine winzig kleine Ausbuchtung gegenüber des Stielansatzes. Die Gärtnerin hatte nur einen Gedanken: ein Etrog - und das auch noch an Sukkot. Sogar einen winzigen Pitum hat der kleine Zitronenbaum an seinen Etrog gezaubert.
 
Es wird wohl mit seiner letzten Kraft gewesen sein, doch wer ihn sehen WILL, sieht ihn. Endlich hatte die Gärtnerin verstanden. Natürlich steht er nächstes Jahr ( nach seiner Winterruhe im frostfreien Keller) da, wo er hinwollte: im jüdischen Teil des Gartens der Weltreligionen. 

Sukkot im Garten der Weltreligionen 5771 / 26.9.2010 / 18. Tischri 5771

Am 26. September/18.Tischri feierte Ohel Hachidusch das Laubhüttenfest im Garten der Weltreligionen im neu eröffneten Gatower Botanicum. Unter Annas Anleitung bauten Kinder aus der Nachbarschaft eine Laubhütte, die den Namen wirklich verdiente und von der Jüdischen Allgemeinen Zeitung als "Super-Sukkah Deutschlands" den 1. Preis gewann. Herzlichen Glückwunsch an Anna und ihre begeisterten, talentierten kleinen Baumeister.

   
     

Bevor der Regen wie aus Eimern schüttete, nutzten wir die Zeit für einen Kiddusch mit allen 
Sukkah-Erbauern. 

 Foto: R. Reinicke

Das weitere Fest genossen wir nun in der liebevoll renovierten Remise des Gutshofes Gatow bei wärmendem Holzofenfeuer. Kantorin Jalda sang jiddische Lieder und wurde dabei einfühlsam von Franka Lampe am Akkordeon begleitet . Wer Jalda als Kantorin oder auf einem ihrer Konzerte erlebt hat, weiss, dass sie durch ihre Musik Herzen öffnet. Alle waren persönlich berührt, viele summten mit und auch Gäste, die ihr erstes Laubhüttenfest erlebten, fühlten sich einbezogen. 

  
                                                                 Foto: R.Reinicke   

Und Gaby Nonhoff hatte mal wieder eins ihrer leckeren Buffets mit koscheren Speisen aufgebaut und gerne das eine oder andere Geheimnis ihrer Rezepte verraten.

Wir wünschen dem Botanicum Gatow und seinen Gärten der Weltreligionen Regen, Tau, Sonne und viele Besucher, die ein wenig innehalten und Kraft schöpfen wollen. Liebe Rita und lieber Ulrich, es war ein besonderes Erlebnis, mit Euch die Gärten einzuweihen und in diesen gemeinsam Sukkot zu feiern.

     

Erew Sukkot in Pankow 5771 / 22.9.2010 / 14. Tischri 5771

Ohel Hachidusch baute dieses Jahr gleich 2 Laubhütten; eine schöner als die andere und beide in Zusammenarbeit mit anderen Gruppen. So kamen neben Gesprächen und Gedankenaustausch auch Pläne für längerfristige Zusammenarbeit zustande.  

Am 22. September/ 14. Tischri feierten wir Erew Sukkot in unserer Sukkah im Interkulturellen Haus Pankow. Dort hatten wir mit unseren Kindern im ehemaligen Schulhof des Gebäudekomplexes unter der Anleitung von Chajim unsere Sukkah ausgeschmückt, -alles Natur und zusammen mit Claudia von den Kindern Selbstgebasteltes. Einige Kinder hängten auch ein geliebtes Spielzeug in der Hütte auf. 

 

Es herrschte eine wunderbare Atmosphäre: Der Himmel war klar und wir konnten Mond und Sterne durch das schüttere Laubdach sehen. Kantorin Jalda führte uns durch die Liturgie und wir versuchten, bei zunehmender Abendkälte einen Hauch Wüste zu spüren. Dankbar genossen wir dann beim Kiddusch die mitgebrachten kulinarischen Köstlichkeiten. Die Hütte wurde auch an den anderen Festtagen zum Beten und Lernen genutzt: Wir feierten Kabbalat Schabbat, Mitarbeiter der Freien Schule Pfefferberg lasen nachmittags (täglich ausser Wochende) jüdische Märchen vor, Chajim hielt einen Vortrag (" 300 Jahre Meissner Manufaktur: Gibt es jüdisches Porzellan?" ), Jona las aus ihrem neuen Buch ("Die Summe der Eins ist Dreizehn. Eine Einführung in die Symbolik der hebräischen Bibel.")  und Karsten Troyke gab in Zusammenarbeit mit dem Kulturverein Prenzlauer Berg ein Konzert mit jiddischen Liedern.
Wir danken allen Helfern und Gruppen, die zum Gelingen dieser Festtage beitrugen. Ein ganz besonderes Danke-schön geht an Chajim, den Initiator dieses gemeinsamen Projekts. 

Am 26. September/18.Tischri feierte Ohel Hachidusch das Laubhüttenfest im Garten der Weltreligionen im neu eröffneten Gatower Botanicum. Unter Annas Anleitung bauten Kinder aus der Nachbarschaft eine Laubhütte, die den Namen wirklich verdiente und von der Jüdischen Allgemeinen Zeitung als "Super-Sukkah Deutschlands" den 1. Preis gewann. Herzlichen Glückwunsch an Anna und ihre begeisterten, talentierten kleinen Baumeister.

   
     

Bevor der Regen wie aus Eimern schüttete, nutzten wir die Zeit für einen Kiddusch mit allen 
Sukkah-Erbauern. 

 Foto: R. Reinicke

Das weitere Fest genossen wir nun in der liebevoll renovierten Remise des Gutshofes Gatow bei wärmendem Holzofenfeuer. Kantorin Jalda sang jiddische Lieder und wurde dabei einfühlsam von Franka Lampe am Akkordeon begleitet . Wer Jalda als Kantorin oder auf einem ihrer Konzerte erlebt hat, weiss, dass sie durch ihre Musik Herzen öffnet. Alle waren persönlich berührt, viele summten mit und auch Gäste, die ihr erstes Laubhüttenfest erlebten, fühlten sich einbezogen. 

  
                                                                 Foto: R.Reinicke   

Und Gaby Nonhoff hatte mal wieder eins ihrer leckeren Buffets mit koscheren Speisen aufgebaut und gerne das eine oder andere Geheimnis ihrer Rezepte verraten.

Wir wünschen dem Botanicum Gatow und seinen Gärten der Weltreligionen Regen, Tau, Sonne und viele Besucher, die ein wenig innehalten und Kraft schöpfen wollen. Liebe Rita und lieber Ulrich, es war ein besonderes Erlebnis, mit Euch die Gärten einzuweihen und in diesen gemeinsam Sukkot zu feiern.

     

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